Berlin-Monitor 2020 erschienen: Eintreten gegen Antisemitismus und für Vielfalt als Daueraufgabe

Cover der Studie Antisemitismus – Heterogenität – Allianzen

Das Buch zum aktuellen "Berlin-Monitor" erscheint im Februar 2021. Foto: zu Klampen Verlag

Der rechtsextreme Anschlag von Halle gilt mit dem Urteil vom 21. Dezember 2020 als juristisch aufgearbeitet. Virulenten Antisemitismus und Rassismus den Nährboden zu entziehen, bleibt indes eine Daueraufgabe, so das Team des Berlin-Monitors, eines gemeinsamen Forschungsprojektes der Universität Leipzig und der Hochschule Magdeburg-Stendal. Die jetzt veröffentlichte Teilstudie „Antisemitismus, Heterogenität und Allianzen“ lässt jüdische Akteurinnen und Akteure direkt zu Wort kommen und zeigt am Beispiel Berlins, was aus der Sicht von Jüdinnen und Juden gegen Antisemitismus getan werden kann.

Eine der interviewten Personen sagte mit Blick auf Reaktionen von nicht-jüdischer Seite auf den Anschlag von Halle: „Diese Idee von Überraschung macht mich sehr wütend“. Für Jüdinnen und Juden sei die Bedrohungslage „nicht neu“. Diese Perspektivendivergenz gelte auch für andere Formen von Antisemitismus, die zum Alltag von Betroffenen zählen, der Mehrheitsgesellschaft aber häufig nicht bewusst seien, so die Autorinnen der Studie, Prof. Dr. Katrin Reimer-Gordinskaya und Selana Tzschiesche von der Hochschule Magdeburg-Stendal. Die Sensibilisierung für den alltäglichen Antisemitismus sei daher wichtig, um ihm effektiver begegnen zu können.

Vielen Interviewten sei es ebenso wichtig gewesen, das jüdische Leben in der Gegenwart in seiner Vielfalt wahrzunehmen und Jüdinnen und Juden nicht überwiegend mit dem Holocaust und Antisemitismus in Verbindung zu bringen. Durch das gemeinsame Gestalten in Kunst, Zivilgesellschaft und Politik entstünden Allianzen, in denen sich Menschen miteinander solidarisieren könnten, die von Antisemitismus, Rassismus und anderen gewalthaltigen Ideologien betroffen seien.

Als Langzeitbeobachtung mit verschiedenen Fokusthemen untersucht der Berlin-Monitor unter der Leitung von Prof. Dr. Oliver Decker und Prof. Dr. Gert Pickel (Universität Leipzig) sowie Prof. Dr. Katrin Reimer-Gordinskaya die Erfahrungen der Berlinerinnen und Berliner in Bezug auf ihr Zusammenleben in dieser Stadt. Das Thema „Antisemitismus, Heterogenität und Allianzen“ bildet den Schwerpunkt des Berlin-Monitors 2020. Zum Einsatz kam dabei die Methode der aktivierenden Befragung, die die quantitative Erhebung von politischen Einstellungen und Diskriminierungserfahrungen um qualitative Interviews mit Akteurinnen und Akteuren aus der Berliner Zivilgesellschaft ergänzt.

Der Berlin-Monitor 2019 hatte sich den politischen Einstellungen und Diskriminierungserfahrungen der Berliner Bevölkerung sowie der Verbreitung von antisemitischen Einstellungen und der Betroffenheit durch Antisemitismus gewidmet.

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