Das akustische Milieu eines Krankenhauses – Geschichte und Aktualität eines besonderen Wissens über die Wirkung des Hörens bei Kranken

Stendal. Die Hochschule Magdeburg-Stendal und die Winckelmann-Gesellschaft laden im Rahmen der Stendaler Hochschulvorträge am 5. April 2017 alle interessierten Bürgerinnen und Bürger in die Hochschule Magdeburg-Stendal ein. Die Eröffnung sowie der anschließende Vortrag von Prof. Dr. Manuela Schwartz beginnen um 15.00 Uhr im Haus 3, Raum 0.05 auf dem Stendaler Campus der Hochschule, Osterburger Straße 25.

Als sich das Krankenhaus zu einem – wie es Foucault formulierte – „visionären“ Raum entwickelte, in dem die Subjekte der Erkenntnis, „die Welt der zu erkennenden Gegenstände“ neu verhandelt wurde, begann sich ein Wissensgebiet zu entwickeln, das den Kranken und seine auditive Wahrnehmungsfähigkeit im klinischen Alltag fokussierte. Denn der Mensch hört auch dann noch, wenn ihm jeder andere Sinn nicht mehr verfügbar ist. Seither professionalisierte sich mittels aufmerksamer Beobachtung und vieler Versuche ein neues Wissen zum Nutzen und zum Schaden akustischer Stimuli im medizinischen Raum. Florence Nightingale, die Begründerin der Krankenpflege, initiierte 1860 grundsätzliche Überlegungen zu einer kurativen „Soundscapegestaltung“, die bis heute Gültigkeit haben: in welcher Form kann das akustische Umfeld im klinischen Raum die medizinische Versorgung günstig begleiten, eine eigene Therapie werden, oder das Ziel, Kranken zu helfen, sogar verhindern? Die medizinische Antwort auf diese Frage beginnt im 19. Jahrhundert zunächst damit, den hörenden Patient in seinen vielfältigen Reaktionen auf das Hören, oftmals von Musik, zu erkennen und verstehen zu lernen. Zwischen diesen frühen experimentellen Anwendungen von Musik- oder Geräuschtherapien und einer systematisch entwickelten healing architecture im Krankenhaus der Zukunft haben sich unterschiedliche Ansätze entwickelt, wie mit Musik und Geräusch, aber auch Stille und Lärm innerhalb der Mauern eines Krankenhauses umgegangen werden sollte. Welche Praktiken und Methoden dabei entstanden sind, werden nicht aus medizinischer, aber aus kultur- und musikwissenschaftlicher Perspektive vorgestellt.

Manuela Schwartz, ist historische Musikwissenschaftlerin und seit 2000 Professorin am Fachbereich Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien der Hochschule Magdeburg-Stendal. Forschungsschwerpunkte sind Musik- und Kulturpolitik des 20. Jahrhunderts, Exilforschung, Französische Musikgeschichte und die Geschichte zur medizinischen Anwendung von Musik im 19. und 20. Jahrhundert. Sie ist Mitglied in verschiedenen Forschungsgruppen in Deutschland und Frankreich und seit 2016 Mitherausgeberin der Reihe „Schriften zur politischen Musikgeschichte“ bei Vandenhoeck & Ruprecht. Derzeit schreibt sie an einer Monographie über historische Narrative zu Musik in der Medizin im 19. und 20. Jahrhundert.

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