Antje Weisheit-Lewis - Architektur

Frau Weisheit-Lewis ist im Mai 2007 nach Neuseeland geflogen um dort ein Jahr mit einem work & holiday visa in Neuseeland rumzureisen. Dabei hat sie ihren australischen Mann kennengelernt. Seit 12 Jahren lebt sie nun in West Australien, ist seit 7 Jahren glücklich verheiratet und hat zwei wunderbare Töchter. Leider spielt sie derzeit kein Wasserball mehr, aber findet einen Ausgleich zwischen Familie, Business und Arbeit im Bauamt mit Laufen, Lesen und beim Paddle Boarding mit ihren Girls.

Warum haben Sie sich für ein Studium an der Hochschule Magdeburg-Stendal, und im Speziellen für den Studiengang Architektur entschieden?

Als ich meine Lehre als Stuckateurin angefangen habe, wusste ich, dass ich noch etwas mit Konstruktion studieren wollte, um nicht ewig auf dem Bau arbeiten zu müssen. Zu der Zeit wusste ich aber noch nicht, dass es Architektur sein würde, da mich Entwürfe nicht allzu sehr interessiert haben. Aber vor allem wusste ich nicht, ob es in Magdeburg oder einer anderen Stadt sein würde. Aber als ich die Zusage von Magdeburg erhalten hatte, habe ich mich dann doch gefreut, dass ich in meiner Heimatstadt bleiben kann.

Was haben Sie aus Ihrer Studienzeit mitgenommen?

Tolle Freundschaften, zu denen ich auch heute noch sehr guten Kontakt habe und natürlich eine Menge Wissen und Erinnerungen.

Hat das Studium Sie auch menschlich geprägt?

Auf jeden Fall! Durch vielen verschiedenen Leuten, deren unterschiedlichen Charakteren und Ansichten. Aber auch den vielen Diskussionen und Gesprächen mit meinen Dozenten.

Würden Sie zurückblickend auch einige Dinge anders gestalten? Und wenn ja, welche?

Mein Studium war die richtige Entscheidung aber ich habe es doch etwas bereut den angebotenen Studienplatz für ein Aufbaustudium in Denkmalpflege in Bamberg nicht angenommen zu haben. Was mich auch heute noch sehr interessiert, aber mir wiederum hier in Australien nichts genutzt hätte, da ich mein Wissen in der Denkmalpflege hier nicht benötige, geschweige denn anwenden könnte.

Gibt es aus Ihrer Studienzeit auch eine kleine Anekdote, die Sie uns erzählen möchten?

Och…da gibt es bestimmt einige…aber ich habe es immer genossen meiner chinesischen Freundin Jiayu Chen das deutsche Baugesetzbuch und deren Anwendungsbeispiele zu erklären. Das war manchmal sehr anstrengend aber auch wahnsinnig witzig und aus dieser gemeinsamen Zeit, ist eine meiner besten Freundschaften entstanden.

Wie verlief Ihr Einstieg ins Berufsleben und wo kann man Sie beruflich derzeitig antreffen?

Nicht so schnell wie vielleicht gehofft, aber ich habe einen Job in Bremerhaven/Bremen in einem Yacht Design Unternehmen angenommen und später bin ich nach Neuseeland und habe dann dort in meinem gelernten Beruf als Stuckateur gearbeitet. Dann bin ich meinem jetzigen Mann nach Port Hedland/West Australien gefolgt und habe dort im öffentlich Dienst - Bauamt gearbeitet. Dort habe ich dann auch alles über den australischen building code (Baugesetz) und Cyclonic Konstruktion Standards gelernt, da Port Hedland in einer der höchsten Cyclonic Wind Regionen in Australien liegt und alle Konstruktionen für diese Region speziell designed und zertifiziert sein müssen, dies muss durch einen Structural Engineer eingereicht werden. Nach fast 4 Jahren habe ich dann meine australische Anerkennung als Building Surveyor Level 2 bekommen und damit habe ich dann im privaten Engineering Unternehmen gearbeitet und danach in einem anderen Bauamt in Perth. 

Vor zwei Jahren habe ich mich selbständig gemacht und meine Firma “Baumhaus Building Services” gegründet. (baumhaus.com.au) NEIN, ich baue keine Baumhäuser =) Ich wollte etwas deutsches mit in meinen Firmennamen bringen und meine Girls halfen mit dem Namen. Ich assistiere mit allen benötigten Unterlagen für alle Bauanträge, was hier von einem einfachen Wintergarten, Pool oder industriellen Workshop bis hin zu illegalen Gebäuden (die es hier zu genüge gibt) beinhaltet. Hier in Australien kann ein Building Surveyor diese Dokumente zertifizieren/unterschreiben und den Bauantrag im Bauamt einreichen. Somit beträgt der Bearbeitungszeitraum nur 10 Arbeitstage(!). 

Nebenbei arbeite ich noch zwei Tage die Woche in unserem local Bauamt und helfe dort als Building Surveyor aus, somit bleibe ich mit den Australischen Standards, Regulations und Building Act immer auf dem neuesten Stand.

Können Sie unseren zukünftigen Absolventinnen und Absolventen einen Rat mit auf den Weg geben?

Am Anfang meines Studiums war ich mir nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung war Architektur zu studieren aber nach dem Grundstudium habe ich dann einen besseren Überblick gehabt und mich schnell in einigen Gebieten festgefangen, die mich auch heute noch interessieren. Einfach Ruhe bewahren und step by step durch die Kurse gehen und dann kommt man schon zu dem, was einem Spaß macht und fesseln wird. Um ehrlich zu sein, ich mag bis heute kein Städtebau und würde auch nie hier als Planning officer (Stadtplaner) arbeiten. ; )

Haben Sie noch Kontakt zu Ihren damaligen KommilitonInnen?

Über soziale Plattformen habe ich noch Kontakt zu einigen Ehemaligen aber am meisten zu denjenigen, die auch Magdeburg verlassen haben.

Würden Sie sich über Ehemaligen-Treffen bzw. über einen Austausch mit Ihren ehemaligen KommilitonInnen freuen? Und wenn ja, welche Formate würden Sie sich wünschen?

Ein Treffen wäre super und interessant aber ich kann mir nicht vorstellen, wie man das zeitlich planen könnte, da so viele im Ausland wohnen und arbeiten. 

 

 

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