Nora Haude - Rehabilitationspsychologie

Nora Haude studierte in Stendal Rehabilitationspsychologie und absolvierte 2019 ihr Bachelorstudium. Inzwischen ist die 24-jährige Teil des Teams einer selbständigen Therapeutin, die psychiatrische Gutachten für Betroffene in gerichtlichen Fällen schreibt.

 

Warum haben Sie sich für ein Studium an der Hochschule Magdeburg-Stendal und im Speziellen für den Studiengang Rehabilitationspsychologie entschieden?

Ich war 1,5 Jahre in Kolumbien und hab mich danach erstmal mit Arbeiten überall und nirgendwo von der Studienwahlentscheidung abgelenkt. Dabei hat sich dann neben dem ein oder anderen Wartesemester für alles Mögliche und das Psychologiestudium, vor allem die Rehabilitation und Wiedereingliederung interessant macht. Es wäre gelogen, wenn der NC bei der Standortwahl keine Rolle gespielt hätte, aber je mehr ich über die Hochschule und das „entspannte Studentenleben“ gehört habe, desto mehr konnte ich die Idee ernst nehmen. Obwohl ich vorher von Stendal nicht viel wusste, ploppten in meinem Umfeld plötzlich einige Menschen auf, die mir ein bisschen mehr erzählen konnten. Und da ich sowieso nur begrenzt Lust auf ein rein forschungs- und theorielastiges universitäres Studium hatte, klang ein praxisnäheres Studium in Stendal sogar echt gut. Heute kann ich sagen, es war die richtige Entscheidung. :-)

Was haben Sie aus Ihrer Studienzeit mitgenommen?

Neben tollen Freunden vor allem das kritische Hinterfragen. Seitdem ich für den Master an eine Uni gewechselt bin, merke ich erst, wie sehr ich die Lehre in Stendal genossen habe und jetzt vermisse. Wir hatten im Bachelor einige Möglichkeiten, Selbsterfahrung zu sammeln und aus einer neuen Perspektive auf das Fach zu schauen. Mittlerweile habe ich auch das Gefühl, dass das Studium in Stendal einen ganz eigenen Fokus auf Persönlichkeitsentwicklung legt, alleine schon durch die Frage, wie sich ein Studentenleben in einer so kleinen Stadt entwickelt.

Hat das Studium Sie auch menschlich geprägt?

Auf jeden Fall – aber ich kann nicht sagen, ob das am Fakt zu studieren; an den Menschen, mit denen ich mich im und ums Studium umgeben hab; oder an der Lebensphase allgemein liegt. Ich denke da spielt alles zusammen. Ich würde aber behaupten wollen, dass das Studium der Rehabilitationspsychologie dazu geführt hat, mich sowohl mit mir selbst, als auch auf andere Art und Weise mit meinen Mitmenschen auseinander zu setzen und klare Werte und Normen in meinem Denken zu verankern.

Würden Sie zurückblickend auch einige Dinge anders gestalten? Und wenn ja, welche?

Zuerst würde ich mir die Frage stellen, ob ich wieder im entschleunigten Stendal wohnen oder Pendeln wollen würde. Aber auf jeden Fall würde ich mir direkt von Anfang an ein Hobby oder einen Verein suchen, um einen Ausgleich zu Studium und Arbeit in Stendal zu haben – der hat mir lange gefehlt. Was das Studium angeht, weiß ich jetzt vielleicht, dass ich den ein oder anderen Kurs anders gewählt und nochmal das entspannte Studium als „die Ruhe vor dem Sturm“ und Vorbereitung auf „das Danach“ genutzt hätte. Ansonsten? Ich bin froh, den Bachelor in Stendal gemacht zu haben.

Gibt es aus Ihrer Studienzeit auch eine kleine Andekdote, die Sie uns erzählen möchten?

Wo soll ich da anfangen… (lacht) Es gab eine Zeit, in der ich frustriert war, wie wenig studentische Angebote es in Stendal gibt und dass „ich mir mein Studium anders vorgestellt hab“ (viel unternehmen, eine große studentische Community, Projekte auf die Beine stellen, Möglichkeiten die ich vorher auf dem Dorf nicht hatte, usw.) Jede*r war zwar genervt von dem Spruch „Stendal ist das, was du draus machst“, aber in vielen kleinen Momenten musste sich mein sturer Kopf dann doch darauf einlassen, dass das ja gar nicht so unwahr ist. Wir haben nach den berühmtberüchtigten Reflexionstagen dann zum Beispiel die Gruppe „Frauen*banden“ ins Leben gerufen und einige Sachen auf die Beine gestellt – es brauchte nur eine tolle Gruppe von Menschen, eine Idee und Motivation.

Wie verlief Ihr Einstieg ins Berufsleben und wo kann man Sie beruflich derzeitig antreffen?

Hier in Frankfurt kam der Titel Rehabilitationspsychologie entgegen meiner Vermutungen erstaunlich gut an. Mittlerweile bin ich Teil des Teams einer selbstständigen Therapeutin, die psychiatrische Gutachten für Betroffene in gerichtlichen Fällen schreibt.

Können Sie unseren zukünftigen Absolventinnen und Absolventen einen Rat mit auf den Weg geben?

Auch wenn es manchmal vergessen wird, genießt eure Studienzeit noch in vollen Zügen. Wenn euch in Stendal die Decke auf den Kopf fällt – gönnt euch Ausflüge oder einen Vierwände-Wechsel; wenn ihr die Bachelorarbeit schreibt – sucht euch ein Thema auf das ihr Lust habt. Übrigens ist an Unis auch wirklich nicht alles besser, nur meistens weiß man das Gute erst im Nachhinein zu schätzen ;).

Haben Sie noch Kontakt zu Ihren damaligen Kommiliton*innen?

Auf jeden Fall! Wir sind zwar mittlerweile in einigen Ecken von Deutschland verteilt, aber viele sind für mich nicht mehr wegzudenken.

Würden Sie sich über Ehemaligen-Treffen bzw. über einen Austausch mit Ihren ehemaligen Kommiliton*innen freuen? Und wenn ja, welche Formate würden Sie sich wünschen?

Natürlich würde ich mich freuen – die Kommiliton*innen und Freunde wieder zu sehen, kann ja nur spannend werden. Am tollsten fände ich eine studiengangübergreifende Veranstaltung mit Studierenden und Lehrenden. Ob zum Grillen auf dem grünen Campus oder irgendwo als „Ehemaligentreffen“, Hauptsache man begegnet sich mal wieder und hat genug Raum und Zeit.

 

 

Hintergrund Bild