Studieren im „Land der zehntausend Seen“

Während ihres Roadtrips zum Mount Rushmore National Memorial im November vergangenen Jahres legten Annalena Pfeiffer und ihre Freundin einen Zwischenstopp im Badlands-Nationalpark ein. Die Landschaft sehe ein bisschen aus wie der Grand Canyon – nur kleiner, erzählt die Studentin.
Gemeinsam mit einer Freundin radelte Annalena Pfeiffer im September 2019 bei sommerlichen 25 Grad um den Lake Bemidji. Auf ihrer Tour entdeckten die beiden dieses „Only in Minnesota“-Schild. Der perfekte Platz für ein Foto.

Im Bachelor-Studiengang Industrial Design ist die Entscheidung für ein Auslandssemester eher ungewöhnlich. Trotzdem verbrachte Annalena Pfeiffer, angetrieben von dem Gefühl, noch etwas lernen zu müssen, ein Semester in den USA. Eines hatte die Bemidji State University in Minnesota mit ihrer Heimathochschule gemeinsam: einen grünen Campus.

Erzählt und fotografiert von Annalena Pfeiffer, unter Mitarbeit von Katharina Michel

Letztes Jahr, zwischen August und Dezember, verbrachte ich ein Semester an der Bemidji State University im US-Bundesstaat Minnesota. Auslandsemester sind in meinem Studium keine Pflicht. Dennoch plagte mich das Gefühl, noch etwas lernen zu müssen – eine Neugier, die ich stillen wollte, bevor mein Pflichtpraktikum und meine Bachelorarbeit bevorstanden. Also machte ich mich auf die Suche nach möglichen Angeboten.

Für mich persönlich war es wichtig, während meines Auslandssemesters Englisch zu sprechen. Weil ich meinen Bruder während seines Auslandsaufenthaltes in den USA besucht habe, war ich bereits ein bisschen mit dem Land vertraut. Nun wollte ich selbst in die amerikanische Kultur eintauchen und erfahren, wie sich das studentische Leben in Amerika anfühlt.

Wo es hingehen soll

Wie ich auf die Bemidji State University, eine kleine Universität im Norden von Minnesota, kam? Nun, Studieren in Amerika ist bekanntlich teuer, außerdem sind die USA riesig. Wie sollte ich herausfinden, wo ich genau hinwill? In diesem Fall half mir das Austauschprogramm der Hochschule. Damit war die Organisation einfacher und Tipps, beispielsweise wie die Kosten für das Studieren im Rahmen gehalten werden können, bekam ich auch.

Zuerst habe ich mir die Partnerhochschulen in den USA auf der Webseite der Hochschule angesehen. Drei Unis mit einem Design-Zweig kamen in die engere Auswahl. Die Bemidji State University hat mir gleich gefallen. Vor allem der Campus mit viel Grün und einem großen See blieb mir direkt im Gedächtnis. Außerdem gab es an der Universität einen Grafikdesign-Zweig – eine gute Möglichkeit, mich in diese Richtung weiterzubilden. Schnell schaute ich nach, wo Minnesota noch mal genau liegt. In der Mitte der Staaten, an der Grenze zu Kanada – das klang gut. Meine Wahl war getroffen, trotz der teilweise etwas rauen Winter.

Danach folgte erst einmal ein langer Prozess der Organisation: Dokumente einreichen, ein Visum beantragen, die Kurse wählen und so weiter. Mein Tipp: Fangt früh genug mit der Organisation an – mindestens ein halbes Jahr vorher! Bei Fragen und Problemen hat mir das International Office sehr geholfen. Zur Prüfung eures Visaantrags müsst ihr übrigens zur amerikanischen Botschaft nach Berlin fahren.

Zwischen Vorlesung und Design-Club

Nachdem ich alles organisiert hatte, ging es im August 2019 auch schon los. Eine Woche vor Beginn der Vorlesungen kam ich auf dem Campus an. Dort wohnte ich im Wohnheim unweit von den Unterrichtsgebäuden.

In den ersten Tagen traf ich die anderen internationalen Austauschstudierenden aus aller Welt. In der Einführungswoche bekamen wir alle wichtigen Informationen für unsere bevorstehende Zeit in Minnesota. Wir machten Campusführungen, hörten uns Präsentationen an und lernten uns kennen. Ganz schön stolz waren wir beim Überreichen der amerikanischen Studierendenausweise.

Endlich gingen die Vorlesungen los. Meine Aufregung, allein in einen Kurs zu gehen, in dem ich niemanden kannte und jeder eine andere Sprache sprach, verschwand schnell. Bereits nach der ersten Vorlesung kamen andere Studierende auf mich zu. Kurze Zeit später hatte ich mich gut eingelebt. Die Vorlesungen liefen, meine Zimmergenossin war sehr nett und in der Freizeit gab es immer etwas zu entdecken – schließlich war das Areal riesig. Besonders im Sommer war es super, nachmittags zum See zu laufen. Dort konnte man in der Sonne liegen, baden oder sich für wenig Geld ein Kanu ausleihen. Abends ging es oft mit Freundinnen und Freunden in eine Bar oder in die Brauerei downtown.

In den Vorlesungen lernte ich sehr viel, vor allem über Grafikdesign und Exhibit Design. Alle Lehrenden, die ich kennenlernte, waren sehr nett und unterstützten mich. Auch eigene Projekte außerhalb der Vorlesungszeiten konnte ich mit ihrer Hilfe umsetzen. Ich wurde Mitglied im Design-Club des Fachbereichs, in dem ich einmal die Woche viele andere Designstudierende traf. Zusammen lernten wir viel voneinander, von Außenstehenden oder spielten Freizeitspiele.

Road-Trip zum Mount Rushmore

Nachdem ich so richtig im Alltag Fuß gefasst hatte, nutze ich meine Zeit vor allem für Ausflüge und Erkundungen. Es gab viel zu sehen und nur wenig Zeit. Freunde nahmen mich zu Waldspaziergängen, Fahrradtouren um den See und Bootstouren mit. Wir gingen ins Kino, auf Konzerte, machten Städtetrips oder gingen in die Mall. Langeweile gab es nicht!

Auch akademische Ausflüge waren eine feste Größe. Mit dem Design-Club besuchten wir Designagenturen. Außerdem fuhr ich zusammen mit einem Professor und drei weiteren Studierenden zu einer Konferenz für Druckkunst und Design nach Wisconsin.

Ein Ausflug, der mir besonders in Erinnerung bleiben wird, ist mein Road Trip zum Ende des Semesters. Die Zeit wurde schon knapp und die stressige Abschlusszeit stand bevor, aber meine beste Freundin und ich beschlossen trotzdem loszufahren. So brachen wir an einem Wochenende nach South Dakota auf. Es ging quer durch den ganzen Staat, um das (!) amerikanische Wahrzeichen schlechthin zu sehen: den Mount Rushmore, in dem die Köpfe der vier Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln gemeißelt sind.

Man merkt, dass es schwierig ist, alle Erlebnisse in einem Artikel zusammenzufassen. Manch einer mag meinen, dass ein viermonatiges Semester recht kurz erscheint. Die Zeit ging zwar sehr schnell vorbei, dennoch habe ich in kultureller, akademischer und sozialer Hinsicht viel für mich selbst mitgenommen und gelernt. Ich würde mich immer wieder so entscheiden und kann es jedem empfehlen, der mit dem Gedanken spielt, ein solches Auslandssemester zu machen.

Mehr Abenteuer aus dem Ausland liest du in unserer Rubrik „Ferndurst“.

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