PEER-Educator wird Landeskoordinator

Marcel Christoph studierte von 1996 bis 2002 Gesundheitsförderung und -management am Standort Magdeburg. Foto: Katharina Remiorz

Aus treffpunkt campus Nr. 85, 04/2015

Während seines Studiums erarbeitete Marcel Christoph ein Konzept für ein inzwischen europaweites PEER-Projekt an Fahrschulen, in dem junge Fahranfänger gezielt über die Gefahren von Alkohol und Drogen im Straßenverkehr aufgeklärt werden. Heute unterstützt er junge Familien des Landes Sachsen-Anhalt.

Interview: Katharina Remiorz

Wie sind Sie zum Studium gekommen?
Ich habe ursprünglich Konstruktionsmechaniker gelernt und anschließend mein Fachabitur gemacht. Mein Interesse für Gesundheitsförderung und Soziale Arbeit wurde während meines Zivildienstes geweckt. Damals war ich als Fahrer für körperlich und geistig behinderte Kinder tätig. Ein Bekannter erzählte mir von dem neuen Studiengang Gesundheitsförderung und -management.

Wie kamen Sie auf die Idee, ein PEER-Projekt an Fahrschulen durchzuführen?
Im Laufe des Studiums hatte ich immer wieder mit dem Thema Sucht zu tun, zum Beispiel bei der Suchtberatungsstelle der Arbeiterwohlfahrt, der Stadtmission in Magdeburg oder auch beim BundesDrogenKongress vom Fachverband Drogen und Rauschmittel e. V. Die Idee an Fahrschulen präventiv zu arbeiten entstand bei einem Workshop, in dem ein Referent des Innenministeriums darstellte, wie viele junge Erwachsene im Jahr an Alkoholunfällen beteiligt sind. Darauf hin entwickelte ich zusammen mit Prof. Dr. Wolfgang Heckmann ein Konzept, mit dem wir Fahranfänger, die gern feiern, erreichen wollten. Das Ziel war simpel: Nüchtern fahren sollte zur Regel werden.

Wie ging es dann mit dem PEER-Projekt weiter?
Ich wurde Koordinator für das Landesmodellprojekt „PEER-Projekt an Fahrschulen“, mit dem mehr als 1.000 Fahranfänger in Magdeburg, Schönebeck und Stendal erreicht wurden. Das erste PEER-Tandem startete im Oktober 2000. Wir waren damals sehr aufgeregt, sind aber gut an die Fahranfänger herangekommen. Natürlich kann man nicht sagen, dass sich das Trinkverhalten oder die Feierkultur durch die Interventionen gänzlich verändert haben, aber die Trunkenheitsfahrten sind gesunken, wie eine Evaluation gezeigt hat. Ich habe dann meine Diplomarbeit geschrieben und die Projektidee 2003 in andere Bundesländer transferiert. 2006 wurde das Projekt mit dem Titel „PEER – Drive Clean!“ als europäisches Modellprojekt im Auftrag der Europäischen Kommission in sieben weiteren Staaten wie Österreich, Italien, Slowenien und Rumänien um- gesetzt.

Sie sind seit 2013 Landeskoordinator für die Bundesinitiative „Frühe Hilfen und Familienhebammen“ im Ministerium für Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt. Inwieweit unterscheidet sich diese Arbeit von Ihren bisherigen?
In Sachsen-Anhalt wurden seit 2010 sogenannte Netzwerke für den Kinderschutz aufgebaut, um frühzeitig mögliche Gefährdungen von Kindern zu erkennen und rechtzeitig reagieren zu können. Die „Frühen Hilfen“ richten sich an schwangere Frauen und Familien mit Kindern im Alter bis drei Jahre. Beim PEER-Projekt hatte ich einen direkten lebensnahen Kontakt zur Zielgruppe. Den habe ich nun nicht mehr. Dafür kann ich bei meiner jetzigen Arbeit als Landeskoordinator Ideen entwickeln und Projekte mit auf den Weg bringen, damit die Fachkräfte in den Kommunen die Familien unterstützen können. Dazu zählen zum Beispiel die Angebote der Familienhebammen und der ehrenamtlichen Familienpaten, aber auch Projekte wie Elterncafés. Ich bin Mittler zwischen den Netzwerkkoordinierungsstellen in den Jugendamtsbezirken und dem Nationalen Zentrum „Frühe Hilfen“ auf Bundesebene. Meine Aufgabe ist es, die Kommunen zu beraten, Fortbildungsmaßnahmen zu organisieren und den weiteren Ausbau der „Frühen Hilfen“ in Sachsen-Anhalt zu koordinieren.

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