Baumwollmühle für Usbekistan

Christian Hanisch (r.) und Dolmetscher Zohid Bektemirov vor der fertig montierten Baumwollmühle in der Firma Kattakurgan yog-moy und bei einem Ausflug mit usbekischen und deutschen Kollegen zur Medrese Chers Dor in Samarkand (r. o.). Foto: privat

Aus treffpunkt campus Nr. 93, 01/2017

Christian Hanisch studierte den Bachelor- und Master-Studiengang Maschinenbau an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Heute ist der 38-Jährige Konstrukteur für Maschinen zur Verarbeitung von Ölsaaten beim Magdeburger Anlagenbauer CPM SKET. Im Rahmen seiner Master-Arbeit entwickelte er eine Baumwollmühle, die die Gewinnung von Ölen aus Saatkörnern erleichtert und seit 2016 in Usbekistan im Einsatz ist.

Interview: Christina Balsam

Warum haben Sie sich für den Studiengang Maschinenbau entschieden?
Ich hatte schon immer ein großes Interesse an technischen Systemen und hatte bereits eine Berufsausbildung zum Metallbauer abgeschlossen. Mit seinen vielen Spezialrichtungen ist der Maschinenbau einer der technisch vielseitigsten Berufe, deshalb entschied ich mich im Anschluss für ein Maschinenbau-Studium.

Was war das Besondere am Studium?
Vor allem das gute Klima unter den Kommilitonen, aber auch die Ausstattung und die Lage der Hochschule Magdeburg-Stendal. Etwas Besonderes war auch der gute Kontakt zu den Professoren wie Dr.- Ing. Horst Heinke, Dr.-Ing. Harald Goldau, Dr.-Ing. Hans-Jürgen Förster und Dr.-Ing. Uwe Winkelmann. Sie standen mir bei Fragen und Problemen immer zur Seite.

Wohin verschlug es Sie nach dem Maschinenbau-Studium?
Zuerst zu Continental in die Reifenentwicklung nach Hannover, ehe es mich zu meinem jetzigen Arbeitgeber zog. An diesen Job bin ich übrigens über das Career Center der Hochschule gekommen.

Im Rahmen Ihrer Master-Arbeit haben Sie eine Baumwollmühle entwickelt, die seit 2016 in Usbekistan im Einsatz ist. Wie kam es dazu?
Von einem engen Geschäftspartner der Firma Kattakurgan yogmoy, der eine Anlage zur Verarbeitung von Baumwollsaat betreibt, kam eine Anfrage zu einem Flockierwalzwerk. Die von Kattakurgan geforderten Leistungsparameter entsprachen der technischen Spezifikation meiner Maschine. Ein weiterer Grund für diese Auswahl ist, dass in der usbekischen Anlage, die seit 1935 besteht, fast alle Maschinen beginnend von KRUPP GRUSON dann vom VEB Schwermaschinenbau-Kombinat „Ernst Thälmann“ (SKET) und jetzt von der CPM SKET GmbH geliefert wurden. Alle Maschinen verrichten beim Kunden zur vollsten Zufriedenheit ihren Dienst. Damit ist der Name CPM SKET ein Qualitätsbegriff und ein wichtiger Lieferant für die usbekische Speiseölindustrie.

Wie funktioniert die Maschine?
Um die im Pflanzenkorn gebundenen Fette durch Pressung oder Extraktion in großtechnischen Anlagen zu gewinnen, ist es in der Regel erforderlich, die Saat vorher in einer Mühle anzuquetschen oder zu flockieren. In dem Saatkorn werden so die Zellen der Gewebestruktur und die Samenhäutchen zerstört, was die Gewinnung erleichtert. Die Flockierung der Saat führt außerdem dazu, dass sich die Oberfläche des Samens deutlich vergrößert und damit der innere Widerstand des Samens gegenüber dem Ölaustritt verringert wird. Durch diese Maßnahmen lässt sich der technische Aufwand bei der Pressung reduzieren.

Zum Aufbau der Maschine sind Sie mit nach Usbekistan geflogen. Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Usbekistan ist ein sehr sicheres und gastfreundliches Land mit vielen geschichtlich interessanten Bauwerken. Trotz der landwirtschaftlich geprägten Umwelt entstehen an großen Städten wie Samarkand oder Taschkent jetzt moderne Joint-Venture-Niederlassungen wie beispielsweise vom Maschinenbauunternehmen MAN oder General Motors. Nicht zu vernachlässigen war die Hitze! Im Schatten erreichten die Temperaturen circa 47 Grad.

Wie fühlt es sich an, wenn eine Idee aus der Master-Arbeit plötzlich realisiert wird?
Das ist ein tolles Gefühl, wenn aus einer Idee ein technisches Gebilde wird, das dann trotz mulmigem Bauchgefühl ohne Probleme auf Anhieb funktioniert.

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