Alte Menschen sind sehr dankbar

Oliver Braun und die ehemalige Zwangsarbeiterin Babuschka Nadja in der Ukraine. Foto: Peter Wetzel

Aus treffpunkt campus Nr. 77, 02/2014

Oliver Braun war in seinem Jahrgang einer der wenigen, der sich nach dem Studium für die Arbeit mit älteren Menschen entschieden hat. Seit über zehn Jahren leitet der Sozialpädagoge inzwischen das Malteser Alten- und Service-Zentrum Pik ASZ in Magdeburg. Mit seinen früheren Lehrenden feilt er an einer Partnerschaft mit der ukrainischen Universität „Gregorij Skovoroda".

Interview: Katharina Remiorz

Warum haben Sie sich gerade für diesen Studiengang entschieden?
Vor meinem Studium habe ich als Zivildienstleistender in einem Altenpflegeheim gearbeitet. Dort war ich in der gerontopsychiatrischen Tagespflege für an Demenz erkrankte Menschen zuständig. Während dieser Zeit habe ich gemerkt, dass die Soziale Arbeit mir liegt. Glücklicherweise wurde das Studium in meiner Heimatstadt angeboten.

Inwieweit hat Ihnen das Studium auf Ihrem Weg zu Ihrer jetzigen Stelle geholfen?
Sehr wichtig war für mich der konkrete Praxisbezug des Studiums. Ich konnte meine erworbenen Kenntnisse zum Beispiel in der Jugendgerichtshilfe und in der Altenarbeit anwenden und herausfinden, in welchem Bereich ich später tätig sein möchte. Ich habe mich, als einer der wenigen in meinem Jahrgang, für die Altenarbeit entschieden. Alte Menschen haben einen großen Teil ihres Lebens schon gelebt, immer etwas zu erzählen und sind sehr dankbar, wenn man ihnen zur Seite steht.

Wie ging es für Sie nach dem Studium weiter?
Bereits während des Studiums habe ich für das Malteser Pik ASZ gearbeitet, wo mir anschließend eine Halbtagsstelle angeboten wurde. Die damalige Leiterin entschied sich dann, sich beruflich umzuorientieren und daraufhin habe ich mich um ihre Stelle beworben. Mittlerweile leite ich das Pik ASZ seit mehr als zehn Jahren. Neben dem festangestellten Personal waren mittlerweile mehr als 70 weitere Engagierte hier tätig. Darunter viele Studierende der Hochschule Magdeburg-Stendal, die sich mit kreativen und innovativen Projekten einbrachten. Ich stehe in engem Kontakt mit den Lehrenden Albrecht, Wolf, Stirtzel und Heusinger. Vor zwei Jahren sind wir mit einer Studierendengruppe in die Ukraine gefahren, um Kontakt mit einer ukrainischen Universität aufzubauen und dort mit der älteren Generation über deren Lebensumstände und deren Definition von Glück zu sprechen.

Sie planen derzeit ein neues Projekt mit der Hochschule Magdeburg-Stendal.
Ja, die Hochschule hat einen Antrag beim DAAD gestellt, um ukrainische Studierende für zehn Tage zu einem Studienpraktikum nach Deutschland zu holen und mit ihnen das Studium und die Altenarbeit in Deutschland zu reflektieren. Das Projekt soll einen theoretischen Teil an der Hochschule und einen praktischen Teil, organisiert vom Pik ASZ, beinhalten.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus?
Wir sind eines von fünf Alten- und Service-Zentren in Magdeburg und sind als Beratungs-, Begegnungs- und Vermittlungsstelle für Seniorinnen und Senioren aktiv. Zusammen mit meinen Angestellten berate ich zum Beispiel zu sämtlichen sozialen Problemlagen oder zu den Möglichkeiten von zivilgesellschaftlichem Engagement. Ich organisiere Erwachsenenbildungskurse, um zum Beispiel den Umgang mit einem Tabletcomputer zu schulen oder die Englischkenntnisse zu verbessern. Darüber hinaus bin ich als Leiter für die Verwaltung der Einrichtung zuständig. Einen typischen Arbeitstag gibt es nicht.

Gibt es Personen, die Sie während des Studiums inspiriert haben?
Die gab es und gibt es heute noch. Dr. Peter-Georg Albrecht war mein damaliger Praxisanleiter in der Altenarbeit und Namensgeber des Pik ASZ. Prof. Dr. Josefine Heusinger setzt sich, obwohl sie sehr viel Arbeit auf dem Tisch hat, immer wieder für Projekte mit dem Pik ASZ ein. Das sind nur zwei Menschen, die meine Arbeit positiv beeinflussen. Wenn die engen Partner an der Hochschule nicht so gut kooperieren würden, wäre unsere Arbeit im Pik ASZ vermutlich nicht so interessant und erfolgreich.

Was würden Sie Studierenden während und nach dem Studium raten?
Sie sollten sich nicht entmutigen lassen, wenn das, was sie in der Theorie gelernt haben, in der Praxis nicht immer funktioniert.

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